
Gedenken und erinnern an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.1945
Vor 80 Jahren, am 27.1.1945, wurde das KZ Auschwitz von der Roten Armee befreit. Um diesen Tag, der sich nun zum 80. Mal jährte, zu begehen, hatten sich Lehrer und Schüler unseres Feudenheim-Gymnasiums ein besonderes Programm überlegt.Die drei neunten Klassen hatten unter der Leitung ihrer Lehrer Julia Plettke und Andreas Majewski unterschiedliche Facetten des Themas erarbeitet und sie mittels Stellwänden aufbereitet. Dazu wurden dann die achten und zehnten Klassen eingeladen und an den verschiedenen Stationen in Kurzvorträgen informiert. So referierten die Neuntklässler über den Untergang der Weimarer Demokratie, den Verlauf des Zweiten Weltkrieges, die filmische Aufbereitung des Holocaust und natürlich auch über die Konzentrationslager.
Über ein für die Mannheimer Geschichte besonderes Lager berichtete Tara Erb aus der K2. Sie referierte über ihre Gedenkfahrt zum Internierungslager Gurs, in das am 22.10.1940 auch zahlreiche Mannheimer Juden deportiert wurden. Die Einblicke und das Wissen, das sie zu diesem Thema inzwischen besitzt, mündeten in Vorträgen, die sie auch am 27.1. vor Schülern hielt und somit ihr Wissen weitergab. Ihr Ziel ist es, Nachfolger:innen zu finden, die auch in Zukunft über dieses Thema mit Klassen ins Gespräch kommen. Tara Erb: „Es ist enorm wichtig, unsere Verantwortung als Schule wahrzunehmen und bewusst die Erinnerungskultur in unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten und zu fördern.“
Diesem Ziel verpflichtete sich auch der Geschichts-LK der K2. Gemeinsam mit ihrem Lehrer Herr Sobik entwickelten sie einen Rundgang durch Feudenheim, auf welchem den Spuren des Holocaust und des jüdischen Lebens in unmittelbarer Nähe zu unserer Schule nachgegangen wird. Schüler Niklas Wetzstein: „Der Holocaust fand überall statt, also auch hier – vor unseren Haustüren, in unseren Straßen, sogar in unmittelbarer Nähe zu unserer Schule. Wenn Schüler sich in den Freistunden auf den Weg zu den angrenzenden Imbissen machen, laufen sie bereits drei Stolpersteinen über den Weg.“ Am Gedenktag feierte diese Projekt Premiere, als die 8a sich zusammen mit dem LK auf diesen Rundgang begab. Dieser soll allerdings keine einmalige Angelegenheit gewesen sein. Im Gegenteil: Das ausgearbeitete Konzept wird von Herrn Sobik betreut und soll so auch in kommenden Jahren immer wieder zum Einsatz kommen und damit ebenfalls Teil der Erinnerungskultur an unserem Feudenheim-Gymnasium werden. Über diesen Aspekt referierten die K2-Schüler auch am selben Abend noch auf der Gedenk-Veranstaltung der Stadt Mannheim im Jüdischen Gemeindezentrum (siehe gesonderten Bericht).
Eingeleitet wurde der Gedenktag mit einer zentralen Durchsage von Anneliese Rüdel, Mitglied der SMV. Der Wortlaut ihrer Durchsage lautete:
„Heute, am 27. Januar, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die sowjetische Rote Armee zum 80. Mal. Dieser Tag dient als weltweiter Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und erinnert an die Millionen Menschen, die durch das menschenverachtende Regime verfolgt, entrechtet und ermordet wurden. Auschwitz steht als Symbol für den Holocaust, in dem sechs Millionen Jüdinnen und Juden sowie Hunderttausende Sinti und Roma, politische Gefangene, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen und andere Verfolgte ums Leben kamen.
Der 80. Jahrestag ist eine besondere Mahnung, die Erinnerung wachzuhalten, denn mit jedem Jahr werden die Stimmen der Überlebenden leiser. In Gedenkveranstaltungen weltweit kommen heute Zeitzeugen, Historiker und politische Vertreter zusammen, um an das unfassbare Leid zu erinnern und aus der Geschichte für die Zukunft zu lernen. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und Hass wieder zunehmen, ist es unsere gemeinsame Verantwortung, gegen das Vergessen anzukämpfen.
Die Befreiung von Auschwitz markierte das Ende eines grausamen Kapitels der Geschichte, doch sie war nicht das Ende von Leid und Traumata für die Überlebenden. Viele von ihnen kehrten in zerstörte Existenzen zurück, ihre Familien waren ermordet, ihre Heimat verloren. Heute ist es umso wichtiger, ihre Geschichten weiterzugeben und die Erinnerung für kommende Generationen zu bewahren.
Nie wieder darf es geschehen, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Überzeugung verfolgt werden. Der 27. Januar ruft uns alle dazu auf, für Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Miteinander einzutreten. Gedenken bedeutet nicht nur Erinnern, sondern auch Handeln – für eine Welt, in der Toleranz und Mitmenschlichkeit an erster Stelle stehen.“
Herzlichen Dank an alle, die den Gedenktag in dieser Form an unserer Schule ermöglichten.